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Niels Bohr
7.10.1885 (Kopenhagen) -
18.11.1962 (Kopenhagen)
Niels Henrik David Bohr wurde am 7. Okt. 1885 als Sohn eines Professors der
Physiologie in Kopenhagen geboren. In seiner Jugend war er in seiner Heimat
berühmt als Fußballer. Er studierte Naturwissenschaften, insbesondere Physik an
der Gammelholma-Schule und an der Universität Kopenhagen, erhielt bereits
1907 für seine Arbeiten die goldene Medaille der Akademie in Kopenhagen und
promovierte 1911 zum Dr. phil. Ab 1911 arbeitete er in den beiden Zentren der
damaligen Atomforschung im Cavendish-Laboratorium in Oxford und ein Jahr
später in Manchester bei Lord Rutherford. 1913 ließ er sich in Kopenhagen als
Dozent nieder und wurde von 1914-16 an die Universität in Manchester berufen.
Im Jahre 1916 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er seither lehrte. 1920
wurde dort auf seine Initiative hin das Institut für Theoretische Physik gegründet,
das heute seinen Namen trägt und das auch heute noch ein Weltzentrum der
Atomphysik ist.
Bereits 1913 war Bohrs epochemachende Arbeit "Die Elektronenbahnen innerhalb
des Atoms" erschienen, mit der er die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen
Welt auf sich lenkte. Das Atommodell, das seinen Namen trägt, hat er ebenfalls
1913 geschaffen. Es wies der ganzen weiteren Entwicklung der Atomphysik die
Richtung. In einer einzigartig kühnen und revolutionierenden Konzeption vereinigte
es die Vorstellungen Einsteins und Plancks mit dem Atommodell Rutherfords und
erklärte die mit den klassisch-physikalischen Theorien unvereinbare Tatsache, daß
die um den positiven Atomkern kreisenden, negativ geladenen Elektronen nicht in
den Atomkern stürzen, sondern sich auf ganz bestimmten Bahnen bewegen.
Zugleich gab Bohr damit die Erklärung, warum Atome nur Licht bestimmter
charakteristischer Wellenlänge aussenden können, womit die Linienspektren des
Wasserstoffs und der höheren Elemente ihre richtige Deutung fanden. Seine
Theorie erklärte aber auch das periodische System der Elemente und ihrer
chemischen Eigenschaften.
Bohr ist es auch gelungen, die Quantentheorie mit wesentlichen Aussagen der
klassischen Elektrodynamik zu verknüpfen, indem er ein "Korrespondenzprinzip"
fand. Später wandte er sich der Physik des Atomkerns und der Elementarteilchen
zu. Dem Verständnis der Kernreaktionen bei Teilchenbeschuß diente das von ihm
entwickelte "Sandsackmodell". Mit einer Theorie für Reaktionen zwischen
Atomkernen vertiefte er das Wissen über die Dynamik von Stoffumwandlungen.
Seine Deutung der Vorgänge bei der Uranspaltung lieferte einen wichtigen Beitrag
auf dem Weg zur Gewinnung der Atomkernenergie. Bohrs Anteil an der modernen
Atomwissenschaft beschränkte sich aber nicht nur auf die theoretische Forschung.
Anfang 1939 teilte er seinen Kollegen in den USA mit, daß die deutschen
Atomwissenschaftler Hahn und Straßmann das Uranatom gespalten hätten. Er floh
1943 aus dem besetzten Dänemark nach Schweden und wurde von dort in die
USA geholt, um unter dem Decknamen Nicholas Baker am "Manhattan-Projekt"
für die Entwicklung und Herstellung der Atombombe mitzuarbeiten. Aber schon
1945 versuchte B. die führenden Männer in Washington und London von der
Notwendigkeit einer internationalen Kontrolle der Atomwaffenherstellung zu
überzeugen. 1945 kehrte er nach Dänemark zurück. In den Jahren 1946, 1947
und 1948 unternahm er Reisen nach Amerika, u.a. als Gastprofessor am
Princeton-Institut für Atomforschung in New Jersey.
Mitte Juni 1950 trat Bohr mit einem Offenen Brief an die Vereinten Nationen an die
Öffentlichkeit. Darin forderte er einen freien Austausch aller wissenschaftlichen
Informationen zwischen den Völkern, damit die aus den wissenschaftlichen
Erkenntnissen gleichzeitig auftauchenden tödlichen Gefähren für die Zivilisation
überwunden würden.
Bohr war Mitglied zahlreicher Akademien, auch des Auslandes, 25facher
Ehrendoktor und erhielt 1922 den Nobelpreis für Physik.
Bohr starb am 18. Nov. 1962 im Alter von 77 Jahren in Kopenhagen an einer
plötzlich auftretenden Koronarthrombose.
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